"Das Lied der Arktis" von Berengere Cournut"

Diese Geschichte beginnt mit dem plötzlichen Riss im Eis, der ein heranwachsendes Eskimomädchen unwiderruflich von ihrer Familie trennt. Sie überlebt durch eigene Geschicklichkeit und Kraft und trifft kurz vor dem Verhungern auf einen weiteren Clan, dem sie sich anschließen kann. Erzählt wird aus ihrer Perspektive, wie sie ihr Schicksal akzeptiert, wie das Leben der Inuit - eingebunden in Traditionen, Lieder und Mythen - von karger, kalter Natur bestimmt ist. Gibt es einen guten Sommer mit viel Jagd- und Sammlerglück, werden im Winter alle satt und es kann gefeiert und gesungen werden. Verläuft die Saison anders und es können kaum Vorräte beschafft werden, treten Hunger und Not auf und es kann leicht zu Spannungen und Auseinandersetzungen innerhalb des Clans kommen.
Der Ton des Romans changiert zwischen sachlich feststellenden Beschreibungen und poetisch zarten, wie hingetupften, sehr stimmungsstarken Bildern der Natur. Der Mensch ist der Natur und deren unerbittlichen Bedingungen untergeordnet. Wir erleben ein fremdes und unbekanntes Leben, in dem es wie überall auf der Welt um Liebe und Tod, um Vertrauen und Verrat, um Gemeinsamkeit und Einsamkeit geht. Hier ist das Überleben nur innerhalb der Familie, des Clans möglich. Am Beispiel des Schicksals der jungen Frau wird davon erzählt, wie es vor allem den Frauen gelingt, die Sippe zusammenzuhalten. Sie meistern Schicksalsschläge, kümmern sich um eigene und fremde Kinder, versorgen die Familie und geben ihr Wissen von Generation zu Generation weiter. Sie singen das Lied der Arktis.
Für mich während des Lesens auch die leicht wehmütige Anmutung einer vergehenden Kultur. Sehr schön, ein wenig traurig - doch lesen Sie selbst.
Erschienen im Ullstein Verlag

Monika Bauer, Filialleitung Thalia Nürnberg




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